Manchmal fühlt sich die freundschaft pflegen an, als wäre es eine echte Aufgabe – selbst wenn man seine Freunde von Herzen liebt und jede Minute mit ihnen genießt. Diese Empfindung kennen viele, besonders wenn der eigene Kopf oft ein bisschen anders tickt. Es fällt schwer, andere zu vermissen, wenn sie nicht direkt um einen sind. Es ist, als würde eine nette gemeinsame Zeit „lange vorhalten“ – wie ein gutes Essen, das für Stunden sättigt. Deswegen sind es oft die Freunde, die den ersten Schritt machen und Pläne vorschlagen. Auch das Bemühen, die freundschaft pflegen, kann ermüdend sein.
Eine andere Wahrnehmung
Zeit vergeht anders
Viele kennen das: Ein Tag kann sich anfühlen wie Wochen, Monate wie Tage. „War das wirklich vor zwei Monaten, dass wir uns gesehen haben? Es fühlt sich an, als wäre es letzte Woche gewesen!“ Das hat nichts mit fehlender Zuneigung zu tun, sondern mit einer ganz eigenen Zeitwahrnehmung. So kann die lange Zeit ohne Kontakt für einen selbst kaum spürbar sein.
Wenig Bedürfnis nach Kontakt
Man liebt es, Zeit mit Freunden zu verbringen, braucht aber nicht viel sozialen Kontakt, um glücklich zu sein. Eine gemeinsame Verabredung „hält“ oft lange an und das Gefühl, jemanden vermissen zu müssen, entsteht selten. Dies macht es schwierig, von sich aus Pläne zu schmieden oder einfach mal nachzufragen, wie es geht.
Der „Essens-Effekt“
Das Gefühl ist vergleichbar mit einer guten Mahlzeit, die für viele Stunden satt macht. Ist man nicht direkt hungrig, würde man einen leckeren Snack wie Popcorn oder Süßig

keiten trotzdem nicht ablehnen. Genauso verhält es sich mit sozialen Kontakten: Obwohl man nicht das Bedürfnis hat, ist man froh, wenn man sich trifft.
Der innere Notfall
Alles ist dringend
Oft fühlt man sich sehr beschäftigt, weil jede Aufgabe im Kopf wie ein Notfall erscheint. Der Verstand ist ein Chaos aus all den Dingen, die zu tun sind, und selbst Kleinigkeiten fühlen sich riesig an. Das führt dazu, dass Verabredungen mit Freunden wie ein weiterer Punkt auf einer bereits übervollen und stressigen To-Do-Liste erscheinen.
Stress trotz Freude
Man nimmt Pläne oft aus einem Gefühl der Verpflichtung an, die Freundschaft aufrechtzuerhalten. Obwohl man weiß, dass man Spaß haben wird und sich im Nachhinein freut, dabei gewesen zu sein, schwingt im Hintergrund oft der Stress all der anderen Dinge mit, die man erledigen „sollte“. Das kann ganz schön erschöpfend sein.
Spontanität fällt schwer
Für viele ist es schwierig, spontane Verabredungen anzunehmen, da mentale Vorbereitung wichtig ist. Eine Anfrage wie „Wie wäre es morgen Nachmittag?“ ist oft ein klares Nein. Treffen mit Freunden können dazu führen, dass an diesem Tag kaum etwas anderes erledigt wird, da das Mischen von Aktivitäten schwerfällt.
Wenn Schuldgefühle plagen
Angst vor Ablehnung
Schon seit jungen Jahren kann die Angst vor Ablehnung eine Rolle spielen, besonders wenn es darum geht, selbst Pläne zu schmieden. Dies führt dazu, dass man selten die Initiative ergreift und befürchtet, es könnte bedeuten, dass man sich nicht kümmert – obwohl das Gegenteige der Fall ist.
Das „schlechte Freundin“-Gefühl
Lange Zeit hat man sich vielleicht wie eine „schlechte Freundin“ gefühlt, weil man selten von sich aus anruft oder sich meldet. Die Erkenntnis, dass dies eine verbreitete Erfahrung ist, bringt oft eine große Erleichterung und hilft, das eigene Selbstbewusstsein stärken zu können. Man ist nicht allein mit diesen Gedanken!
Warum bin ich so?
Man fragt sich, warum man manchmal so ist und nicht so reagiert, wie es erwartet wird. Es ist oft schwer, die eigenen Gedankengänge zu verstehen, geschweige denn sie an

deren zu erklären. Das führt zu dem Gefühl, die Freunde würden denken, man sei lieber ohne sie, oder sie würden Druck ausüben, weil sie das Verhalten als Faulheit interpretieren.
Offene Kommunikation hilft
Miteinander reden
Was hilft, um freundschaft probleme lösen? Viele haben festgestellt, dass offene Kommunikation der Schlüssel ist. Wenn man seinen engsten Freunden erklärt, wie das eigene Gehirn manchmal funktioniert – dass Stille keine Ablehnung bedeutet, sondern einfach die eigene Art ist –, führt das oft zu mehr freundschaft und vertrauen. Neue Freunde finden kann auch bedeuten, Menschen zu finden, die diese Eigenheiten verstehen.
Feste Rituale schaffen
Ein kleiner Tipp: Manche schreiben sich sogar Erinnerungen in den Kalender, um sich zu melden oder Treffen vorzuschlagen. Oder sie vereinbaren feste Rituale, wie einen wöchentlichen Filmabend, der den Druck des spontanen Planens nimmt und hilft, die freundschaft pflegen zu können, ohne sich überfordert zu fühlen.
Nachsicht mit sich selbst
Wichtig ist auch, sich selbst etwas mehr Nachsicht zu gönnen. Wir tun unser Bestes. Es ist ein Geschenk, Freundinnen zu haben, die diese Besonderheiten verstehen und akzeptieren, manchmal sogar selbst so ticken. Solche Freundschaften können auch über große Distanzen oder lange Phasen der Funkstille hinweg Bestand haben.
